Privatjets gewinnen deutlich an Höhe

Charter-Broker
von Oliver Graue
Freitag, 11. Juni 2021

Charter-Anbieter leiden unter dem Ausfall des Meeting- und Event-Geschäfts. Doch das Beispiel PAS zeigt: Sie gewinnen auch neue Kunden. Privatjets boomen – und bescheren den Charter-Anbietern ganz neue Kunden. „Das sind längst nicht mehr nur die Ultrareichen“, sagt Birte Kipke, Chefin von Professional Aviation Solutions (PAS).

Vielmehr habe sich das Image von Privatjets gewandelt: Galten sie lange als Luxus, stehe heute das Funktionelle im Fokus. „Es geht nicht um Genuss, sondern einzig darum, schnell und sicher ans Ziel zu gelangen.“ Ferienhausbesitzer etwa flögen verstärkt mit ihrer Familie vom Privatflugterminal ab und umgingen so die Warteschlange am Hauptterminal.

Insgesamt war und ist Corona aber auch für die Charter-Spezialisten eine schwere Zeit, sagt Kipke. Zwar ist das gemietete Flugzeug für Firmen, die auch in Pandemiezeiten reisen mussten, oft die einzige Option – weil Linienangebote ausgedünnt oder sogar völlig gestrichen werden.

Die Verluste, die der Totalausfall des Meeting- und Event-Segments (Mice) brachten, konnten diese Buchungen allerdings nicht wettmachen: „Da wurde fast alles storniert.“

 

Rückholflüge als Rettungsanker

Als Rettungsanker erwiesen sich zunächst Rückholflüge: Studenten, Au-Pairs oder Seeleute wollten zurück in ihre Heimat. „Da flogen wir ins saudische Dammam oder nach Aschgabat in Turkmenistan“, nennt Kipke Beispiele.

Angesichts strenger Einreisebedingungen und Testpflichten war das oftmals Präzisionsarbeit. Und weil die Flughafendienstleister in Kurzarbeit waren, „haben wir einmal sogar beim Beschriften des Gepäcks mit angepackt“.

Weiter unterwegs waren Schauspieler, die für Filmprojekte in teilweise entlegene Gebiete mussten. Umsatz brachte zudem der Sport: Handballer etwa, die vorher Linie flogen, mieteten eigene Jets – „um überhaupt reisen zu können oder umnicht zigmal für neue Tests anstehen zu müssen“.

Stolz ist Birte Kipke zudem darauf, dass sie mit PAS die Ausschreibung des italienischen Verteidigungsministeriums gewonnen hat. Die Nachfrage nach Regierungsflügen und nach Reisen nichtstaatlicher Organisationen (NGO) wachse deutlich.

 

Nachfrage bei MICE wächst wieder

Um ihre Kunden zu beraten, haben Firmen wie PAS spezielle Covid-Beauftragte ernannt oder bieten PCR-Gurgeltests an. „Die Kunden sparen sich den Test in einem der Zentren vor Ort und den entsprechenden Aufwand.“

Neue Themen wie die PCR-Tests oder detaillierte Flug- und Einreiseinformationen seien zudem in die Buchungstechnik eingepflegt worden. „Passende Technik wird immer wichtiger, die Erwartungen der Kunden sind hoch“, sagt Kipke – etwa dann, wenn Linien- mit Charterflügen in einer Reise gekoppelt sind.

Optimistisch zeigt sich die Charterflugbranche insgesamt, was die Erholung des Mice-Segments angeht – und bestätigt die Ergebnisse des jüngsten Meeting- und Event-Barometers: Der Studie des German Convention Bureau zufolge ist die Zahl der Unternehmen, die in absehbarer Zeit eine Mice- oder Messereise planen, mehr als doppelt so hoch wie die Zahl derer, die wieder klassische Geschäftsreisen vorbereiten.

„Schon heute haben wir viele Anfragen fürs Frühjahr 2022“, sagt Kipke – und erste feste Buchungen „liegen bereits für diesen Dezember vor“. Im Fokus stünden Ziele, die auch vor Corona gefragt waren, etwa Kroatien, Spanien, Sylt oder Skandinavien. Aber selbst an Fernzielen wie Dubai oder Vietnam seien die Unternehmen wieder interessiert: „Ich bin überzeugt, dass der Event-Bereich zurückkommen wird.“

 

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